Die Rödelheimer Liebigschule will durch ihre Kooperation mit einer Privatschule in der westafrikanischen Republik Côte d’Ivoire mehr über das ferne Land lernen.
Die Elfenbeinküste kennt man in Deutschland vielleicht von der Weltmeisterschaft. Didier Drogba und seine Kollegen scheiterten zwar, garantieren aber seit Jahren athletischen Offensivfußball. Ansonsten ist das westafrikanische Land eher durch negative Schlagzeilen aufgefallen. Seit dem Bürgerkrieg ab dem Jahr 2002 ist die Côte d’Ivoire geteilt, an der Versöhnung wird seit dem Friedensvertrag 2007 gearbeitet.
Mittlerweile gibt es eine Verbindung zu einer großen, privat aufgebauten Schule im Département Abengourou. Auth hat Kontakt zu Deutschlehrer Claude Dje Konan, dem Präsident des afrikanischen Deutschlehrerverbandes.
Höhepunkt der Anknüpfungsversuche: Vergangene Woche empfing die Schule hochrangige Vertreter der Schule an der Elfenbeinküste. Unter ihnen war Reeder und Schulgründer Etienne Tano, der mit seiner Schule ehrgeizige Pläne verfolgt, wobei die Liebigschule ein wichtiger Partner zum Austausch von Kultur und Sprache werden soll. Er wurde vom Präfekten der Region Abengourou begleitet, der einen Vortrag über Schwierigkeiten und Ziele seines Départements und seines Landes hielt.
Erste Gemeinsamkeiten stellten beide Seiten bei dem Besuch in Frankfurt fest. So sind beide Städte kosmopolitisch geprägt. Doch auch der gewaltige Kulturunterschied zeigte sich. „Bei uns gibt es zwei politische Systeme übereinander. Das eine ist administrativ, dafür stehe ich“, erklärt Präfekt Léopold Florent Anon, „das andere gründet sich auf Bräuche und Traditionen.“
Die Deutschen als Vorbild
In der Größe der Region Abengourou, praktisch sie überdeckend existiert noch ein Königreich. Dabei komme es aber nie zu gegenseitiger Behinderung, der König funktioniere als soziales Bindeglied zwischen den Generationen und übernehme keine administrativen Aufgaben. Auch in den Dörfern zeigen sich große Unterschiede zur deutschen Demokratie: „Wenn der Chef eines Ortes zu alt wird, überträgt er die Macht. Ich unterzeichne zwar die Ernennungsurkunde“, führt der Präfekt aus, „aber die Bevölkerung sucht selbst aus, wer sie anführt.“ Um diese fremden Zustände besser kennenzulernen, unterzeichneten Vertreter beider Schulen am Freitag einen Kooperationsvertrag.
Etienne Tano ist stolz auf seine Schule, die mit 4000 Schülern auf einem Gelände untergebracht ist, das fünf Mal so groß wie das der Liebigschule ist. Glücklich war er auch über seine Beobachtungen in Deutschland, wie Stefan Auth erklärt: „Er sieht die Deutschen als Vorbild, aber es hat ihm dann auch gut getan zu sehen, dass einiges hier auch nicht klappt. Die Kooperation herzustellen war kompliziert, doch demnächst könnte es soweit sein, dass zum ersten Mal Kinder aus der Elfenbeinküste die Liebigschule besuchen.“
S: fr-online.de (Frankfurter Rundschau0